In Memoriam: 160. Geburtstag von Edgar Tinel, 27. März 2014

Wir schreiben das Jahr 1875. Aus Brüssel reist der junge Virtuose Edgar Tinel nach Aachen. Der 1854 in Sinaai Flandern geborene Tinel wird 1873 an dem Brüsseler Konservatorium 18-jährig mit dem Primer Prix de Piano ausgezeichnet. Tinel startet seine berufliche Laufbahn als Klavier-Virtuose.

Dienstag, den 2. März 1875 konzertiert Tinel in der Aachener Redoute erstmals vor deutschem Publikum. Er trägt Franz Schuberts Impromptus in E-Dur aus dem Jahr 1827 sowie ein Capriccio des Schweizer Komponisten und Musikpädagogen Joseph Joachim Raff (1822-1882) vor.

Der städtische Musikdirektor Ferdinand Breunung (1830-1883) lädt Tinel am 4. Dezember desselben Jahres nach Aachen zu einem Konzert des 1844 gegründeten Instrumental-Vereins. Breunung ist in den Jahren von 1865 bis 1884 der Vereins-Dirigent.

Der Aachener Instrumentalverein ist eine typische Erscheinung im Musikleben des 19. Jahrhunderts und der Vereinsbegeisterung des Vormärz. Die Gründung erfolgt auf Veranlassung des Städtischen Musikdirektors Carl von Turanyi (1805-1873). Grundlage bilden die 1817 gegründeten jährlichen niederrheinischen Musikfeste, die seit 1825 alle drei Jahre in Aachen stattfinden. Als Dirigent wird der städtische Musikdirektor eingesetzt. Der Verein besteht aus den aktiven und den inaktiven Mitgliedern. Das Repertoire bilden die Werke der klassischen Schule. An erster Stelle steht Beethoven. Der Instrumentalverein, eine Plattform für die Verbreitung musikalischer Unterhaltung, existiert bis 1922.

Bei den Aufführungen handelt es sich um die wöchentlichen Versammlungen. Es wird ohne Vorbereitungen musiziert. Das Konzert von Tinel findet in dem Zeitraum statt, indem nur Mitgliedern der Zutritt zu diesen Vorträgen gestattet ist.

Dienstag, den 21. Dezember 1875 gastiert der junge Virtuose in der Redoute. Seine Interpretation des Konzerts für Piano forte in G-Dur von Ludwig van Beethoven mit Kadenzen von Artur Rubinstein sowie Robert Schumann’s In der Nacht und Hans von Bülows Polaica zeigen den Fortschritt seiner künstlerischen Entfaltung. Tinels Spiel findet großen Anklang. Sein Talent besteht aus einem korrekten, eleganten und sicheren Anschlag. Es ist das erste Mal, dass der 21-jährige Tinel vor Publikum Beethovens G-Dur Konzert vorträgt. Er spielt ohne Orchesterprobe und er spielt das Stück „par coeur, auswendig!“ Er tritt als Solist mit Orchesterbegleitung auf. Tinel ist begeistert wie Kapellmeister Breunung mit dem Orchester gewandt seiner Interpretation folgt. Edgar Tinel (+1912), mein Cousin fünften Grades, wird im Jahr 1910 Kapellmeister von König Albert II.

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